Von Anfang an war Heinrich Ruhemann Teil der Darmstädter TransitionTown-Initiative und auch der Darmstädter Lokale-Agenda21-Bewegung.
Trotz seines Alters von über 90 Jahren kam er regelmäßig zu unseren Treffen und inspirierte uns mit seiner Lebensweisheit.
Mit 93 Jahren ist Heinrich nun gestorben.
Martins Erinnerungen
Kennengelernt habe ich Heinrich im Jahr 2007 über die Beiratsitzungen der Darmstädter Lokalen Agenda 21. Er war als Teil der Themengruppe „Mensch + Soziales“ auch im Beirat vertreten, ich war damals in der Themengruppe Klimaschutz.
Immer wieder habe ich Heinrich bei Veranstaltungen im Offenen Haus getroffen.
Im Jahr 2012 hatte ich ein gemeinsames Projekt mit Heinrich. Wir wollten Darmstadt – gemeinsam mit Martin Fraund, Uschi Ewald und Norbert Schneeweis – zur FairTrade-Town machen. Mit der Unterstützung des damaligen Leiters des Amts für Wirtschaftsförderung, Michael Kolmer, konnte die Initiativgruppe nach 1,5 Jahren Erfolg melden: Darmstadt ist seit September 2013 die 184. FairTrade-Town.
Ohne Heinrich wäre ich wohl nie zu Radio Darmstadt gekommen. Er fragte mich eines Tages, ob ich sein Nachfolger für die von ihm gestaltete Lokale-Agenda21-Sendungsreihe „Treffpunkt Eine Welt“ werden wollte. Heinrich stellte dort interessanten Studiogästen Fragen zur Bewältigung unserer Jahrhundertaufgaben. Radio interessierte mich schon lange, und so lernte ich Anfang 2014 das Radiomachen und gestaltete fortan meine eigene Sendung „Global denken, Lokal handeln“. Auch ich lud interessante Studiogäste zu Themen wie „Ökologisches Grundeinkommen“, „TransitionTown“, „TTIP“, „Terra Preta“ oder „Gehwegparken“ ein und teilte Veranstaltungshinweise mit, umrahmt von schöner Musik. Jedoch verbrachte ich sehr viel Zeit mit der Sendungsvorbereitung und setzte die Sendung nach einem Jahr wieder ab.
Ich erinnere mich an eine Redaktionssitzung von Heinrich. Er war zu der Zeit im Krankenhaus und hat das Wartezimmer zu einem Redaktionsbüro umgenutzt. Souverän und durchsetzungsstark führte er die Sitzung.
Ohne Heinrich wäre die TransitionTown-Initiative wohl nicht Teil der Lokalen Agenda21 geworden. Gemeinsam konnten wir die Gruppe überzeugen, dass es sinnvoll ist, sich der Darmstädter Agenda21-Bewegung anzuschließen. Viele Projekte hätten wir ohne die dadurch mögliche finanzielle Unterstützung der Stadt wohl nicht umsetzen können.
Im Jahr 2016 gab es hin und wieder „Darmstadt kocht„, bei der man an einem Abend viele Menschen kennengelernt. Heinrich hat dort regelmäßig mitgemacht und war häufig Gesprächsthema, da er weit über dem Altersdurchschnitt der Teilnehmenden war.
Auch im Jahr 2016 war Heinrich Teil von Stadtwandeln, einer von mir initiierten Stadtführungsreihe von TransitionTown, bei der unbekannte Seiten von Darmstadt gezeigt werden. Eigentlich ging es bei Stadtwandeln darum, Nachhaltigkeitsorte kennenzulernen, doch Heinrich wollte an die Schrecken des zweiten Weltkriegs erinnern.
Mit mehreren Workshops bewarb Heinrich seine Idee einer Kompostkiste, wie bei einem Nachhaltigkeitstag im Maulbeergarten im September 2019.
Zu unseren TransitionTown-Treffen kam Heinrich regelmäßig dazu – und zwar mit dem Liegerad.
Aus der Seniorenwohnanlage ist Heinrich wieder ausgezogen – ins Wohnprojekt Heinersyndikat. Es war ihm zu langweilig bei den Senioren.
Ulrikes Erinnerungen
Dankbar nehmen wir wahr, tauschen uns darüber aus und werden uns immer wieder gern erinnern, dass Heinrich Ruhemann
- über Jahrzehnte in allerlei kreativen und kommunalen Themenfeldern aktiv war und sowohl die Sache als auch die anderen Menschen dort in seiner freundlichen, pfiffigen und klaren Art bereichern konnte,
- mich aufmerksam gemacht hat, dass ich mich selbst um meine / gesellschaftlichen Interessen kümmern müsse, weil es sonst niemand tun könne,
- mit allen Teilnehmer*innen beim monatlichen Regionalgeld-Arbeitskreis eingangs ein von ihm umgetextetes Lied „Regio, Regio Du musst wandern“ gesungen hat,
- zuversichtlich, konsequent und erfrischend immer wieder mitgemacht und angefangen hat,
- Offenheit und ein ehrliches Interesse an anderen/m hatte, von daher wach und fragend zugehört hat, um dann die ein oder andere Idee pragmatisch und unkonventionell umzusetzen.
Jörgs Erinnerungen
Heinrich war für mich der Mensch mit einem liebevollen Biss, zum dranbleiben und machen.
Ein Vorbild bis zu Letzt.
Verschmitzt und tapfer.
Lausbub und Visionär.
Von schüchtern, prüfend, fragend bis Vorreiter und Preschenmacher.
Ein Freund und Mentor.
Ich mochte ihn sehr.
Heidis Erinnerungen
Auch ich habe Heinrich in guter Erinnerung von vielen TT-Treffen, Ständen und Aktionen, vom veganen Mittagstisch in der Postsiedlung, von seinem Besuch in meinem Garten und meinem Besuch bei ihm im E-Stift. Er wird uns fehlen!