Datum: So 27. April 2025
Ort: Treffpunkt Riegerplatz, dann Rundgang, dann Herrngarten
Anwesend: Moya (Protokoll Herrngarten), Hera (erstmals), Thomas (erstmals, Heinerblocks), Annette (erstmals), Svenja (Moderation + Dokumentation), zwei Kinder
Unser Thema: Raumnutzung in der Stadt – die Gehwegsituation im Martinsviertel
Hintergrundinfo:
- Parken auf dem Gehweg ist nicht erlaubt, wird aber häufig geduldet
- Es gibt auch legalisiertes Gehwegparken, das war heute aber nicht Thema
- In den Richtlinien für Straßenplanung wird für Wohnstraßen folgende Aufteilung empfohlen:
30% Gehweg – 40% Fahrbahn – 30% Gehweg - Stadt hat Ordnung des ruhenden Verkehrs nach der Einführung der Parkraumbewirtschaftung in Aussicht gestellt – daran könnten wir nun erinnern
Wie wir gearbeitet haben:
- Kennenlernrunde auf dem Riegerplatz
- Begehung und Beobachtung der Raumsituation (Wenckstraße, Lichtenbergstraße, Liebfrauenstraße, Pankratiusstraße)
- Zusammentragen von Erkenntnissen, Bewertung des Erlebten, Sammeln von Ideen
- Abschlussrunde
Ergebnisse – Was wir beobachtet haben (negativ):
- Häufig wird man auf dem Gehweg von beiden Seiten in die Zange genommen: Auto und Mülltonne. Dann kommt man wirklich kaum durch.
- An vielen Stellen können zwei Menschen nicht nebeneinander gehen.
- Der Stadtraum wird durch zugeparkte Gehwege auch ästhetisch verunstaltet und schafft ein Gefühl von Enge und Anstrengung.
- Durch parkende Autos und abgestellte Mülltonnen und Räder bleibt machmal nur ein kleiner Gehwegrest.
- Leitstreifen für Sehbehinderte sind z.T. nicht an Stellen, an denen die Gehwegkante klar genug tastbar ist (Bord zu niedrig).
Ergebnisse – Was wir beobachtet haben (positiv):
- Mehrfach entdeckt: eingezeichnete Parkflächen auf einer Seite, Pfosten zum Verhindern von Gehwegparken auf der anderen Seite
- Gestaltete Plätze mit Aufenthaltsqualität, z.B. Riegerplatz (mehr Bänke mit Rückenlehne wären schön) und Lichtenbergplatz (gut: Trinkbrunnen, Sitzgelegenheiten, Abgrenzung von Liebfrauenstraße, ungünstig: Zuweg zu Liebfrauenstraße macht es unsicher, Kinder spielen zu lassen)
- Fahrradparkplätze mit Bügeln auf der Fahrbahn in der Lichtenbergstraße
- Carsharing Parkplätze am Lichtenbergplatz
Ergebnisse – Warum das wichtig ist:
- Ausreichend breite Gehwege werden gebraucht für:
- Kinderwägen
- Radelnde Kinder
- Rollstühle
- Menschen mit Rollatoren
- Menschen mit Taschen
- Begegnung
- Aufenthalt
- Quartiere sollen so gestaltet sein, dass alle Menschen sich wohlfühlen und ihren Alltag gut bestreiten können.
- Das Leben in der Stadt soll schön sein und nicht immer nur angestrengt, stressig, hässlich, es soll nicht nur praktisch sein, sondern sich nach gemeinsamem Leben anfühlen.
- Zugänglichkeit für alle ist wichtig.
- Orte mit Aufenthaltsqualität und Sitzgelegenheiten bieten Begegnungsmöglichkeit auch ohne Geld zu zahlen.
- Wir alle möchten flexibel von A nach B kommen, dabei ist es uns aber wichtig, dass wir alle gegenseitig Rücksicht nehmen. Es ist auch eine Frage der Gerechtigkeit, dass wir verschiedene Interessen und Bedürfnisse integrieren und die Stadt nicht nur autozentriert gestalten.
- Kinder möchten sicher alleine unterwegs sein.
Wünsche:
- Wir wünschen uns weniger privaten PKW Besitz: Autobesitz ist mit viel Raumverbrauch verbunden: Parkplätze müssen nicht nur da vorgehalten werden, wo die Besitzer:innen wohnen, sondern auch überall, wo sie hinfahren. Viele Menschen besitzen Autos, weil sie sich vor unwahrscheinlichen Situationen fürchten (z.B. ins Krankenhaus fahren müssen), nicht aus tatsächlicher Notwendigkeit.
- Wir wünschen uns eine gerechtere Stadtraumnutzung: Menschen möchten sich begegnen und in einem angenehmen Stadtbild Aufenthaltsqualität genießen und auch mal zu zweit auf dem Gehweg gehen.
- Wir wünschen uns Zugänglichkeit für alle: Auch Fußgänger, Rollstuhlfahrer, Kinderwägen und radfahrende Kinder brauchen Platz auf dem Gehweg.
Ideen für nächste Schritte:
- Anwohner:innen könnten der Schlüssel sein: Wir könnten in einer konkreten Straße Anwohner:innen an einen Tisch bringen und schauen, wer alles etwas ändern möchte, wir könnten direkt mit Anwohner:innen sprechen und fragen, warum die Situation heute so ist und wie es anders sein könnte.
- Wir könnten uns einen konkreten aber durchgängigen Weg vornehmen, z.B. einen Schulweg. Die Stimmen der konkret Betroffenen könnten einflussreich sein, es geht immer um die konkrete Situation, nur weil es in Straße A verbessert wird, wird es nicht automatisch auch in Straße B oder C verbessert.
- Wir könnten eine andere Situation für ein Wochenende prototypisch aufbauen und erlebbar machen (Idee: Parking Day, es ist aber erfahrungsgemäß schwierig, dafür die parkenden Autos von der Straße zu bekommen).
- Bei lokalen Initiativen könnten wir z.B. eine Filmcrew dabei haben, damit auch andere davon lernen können oder die Aktionen auf andere Weise erlebbar machen, z.B. schreibend, fotografisch, in Zines, auf Website, in Flyer, …
- Wir könnten eine Petition starten, damit auch Menschen ohne großes Zeitbudget sich beteiligen können.
- Wir könnten eine große, breite Initiative versammeln und beim Oberbürgermeister vorsprechen.
- Wir könnten ablösbare Sticker auf Autoscheiben kleben, aber wir machen bei TT eigentlich positive Aktionen.
- Wir sollten einen langen Atem haben und dran bleiben.
Konkrete nächste Schritte:
- Thomas trägt die Idee an Heinerblocks weiter.
- Svenja bereitet Einladung zu einem Vernetzungs-Treffen vor, um gemeinsam zu prüfen, ob wir das Thema gemeinsam mit FUSS e.V., VCD e.V., Heinerblocks, … angehen können.
- Wir besprechen organisatorische Aspekte für das weitere Vorgehen im nächsten Termin.
Nachtrag zum Protokoll:
Am 28.4. ist ein Artikel im Darmstädter Echo erschienen: „Initiative sagt Gehwegparkern in Darmstadt den Kampf an“. Es hat sich eine Initiative aus FUSS e.V., ADFC, Radentscheid und Darmstadt fährt Rad unter der Leitung von Timm Schwendy zusammengefunden, die sich mit dem Thema Gehwegparken befasst.
Sie verfolgt die Strategie durch Beteiligung von Bürger:innen Daten zu Gehwegbreiten, Gehwegnutzung und Straßenbreiten zu sammeln, diese dann Ende des Jahres der Stadt zu übergeben. Es werden Unterstützer:innen gesucht, die sich beim Vermessen einbringen.
Svenja hat Kontakt aufgenommen. Spätestens beim nächsten Orga-Treffen können wir besprechen, wie wir damit umgehen.
Unsere Route
Wir waren zunächst im Lichtenbergblock unterwegs (Wenckstraße – Lichtenbergstraße – Liebfrauenstraße). Danach waren wir in der Pankratiusstraße und sind Richtung Herrngarten gelaufen.
Fotos vom Rundgang













