Der Permakultur-Garten Kranichstein – unser erstes Jahr 2011
Am 18.05.2011 haben wir die im Nutzungsantrag erläuterte Saatgutmischung (4 kg Gründüngungspflanzen und Tiefwurzler (Luzerne, Lupine, Inkarnatklee, Lein), 5 kg Veitshöchheimer Bienenweide und 3 kg Appels Schmetterlingsmischung) ausgebracht und angewalzt.
Im Laufe des Jahres lief vieles davon gut auf, darunter
- Borretsch,
- Buchweizen,
- Dill,
- Färberkamille,
- Gelbklee,
- Inkarnatklee,
- Klatschmohn,
- Koriander,
- Kornblume,
- Lein,
- Luzerne,
- Malve,
- Mariendistel,
- Ringelblume,
- Sonnenblume,
- Spitzwegerich,
- Vogelwicke,
- Wiesensauerampfer und
- Wilde Möhre.
Stadtteilbewohner lobten immer wieder die bunte Vielfalt, pflückten sich Sträuße und nutzen die Wiese, damit ihre Kinder die Pflanzen kennenlernen (Gespräch mit einer türkischen Familie im August).
Durch die Nutzung entstand ein spontanes Wegenetz, mit dem das Grundstück optimal erschlossen wurde, so dass wir keine gemähten Wege „vorschreiben“ mussten.
Im Mai wurden (Obst-)Baumlebensgemeinschaften angelegt um sechs bestehende Bäume:
Um die Wildkirsche, den Apfelbaum und eine wilde Mirabelle wurden Kartoffeln gesetzt und mit Mist und Mulch gedüngt. Um eine wilde Mirabelle wurden Kartoffeln gesetzt und Tomaten, Mais und Kürbis gepflanzt und mit Mist und Mulch gedüngt. Um zwei Eichen wurden Kartoffeln gesetzt und Walderdbeeren und Gundelrebe gepflanzt (ohne Düngung).
An anderen Stellen auf dem Grundstücksrand wurden später Topinambur und Rukola gepflanzt.
Die Pflanzungen wurden von den Wildschweinen dankbar angenommen bzw. umgegraben. Einige unter Eichen eingepflanzte Gundelreben und Walderdbeeren konnten sich behaupten.
Im Juni stellten wir unsere Initiative in der Stadtteilrunde Kranichstein vor und nehmen seitdem daran teil. Bei dieser Gelegenheit warben wir für Baumspenden, für die wir die Patenschaft übernehmen, und fanden erste Interessenten.
Auf dem Stadtteilfest „Bunte Wiese“ hatten wir einen Stand zusammen mit den Internationalen Gärten und informierten bei Brombeerblättertee aus eigener Ernte über unser Projekt.
Im September hatten wir auf dem Schulfest der Freien Comeniusschule einen Informationsstand im Rahmen der Transition Town-Initiative Kranichstein. Anschließend konnten wir auf unserem Sommerfest auf dem Grundstück interessierte Kranichsteiner über unser Projekt informieren und Fragen beantworten.
Im September fand auf dem Grundstück ein mehrtägiger Permakultur-Design-Workshop statt. Seminarleiter Harald Wedig, Ausbilder der Permakultur-Akademie, erarbeitete mit uns Strategien für das Grundstück.
Nach einer differenzierten Bestandsaufnahme wurden die Art und Intensität der Nutzung den Permakultur-Zonen 3-4 zugeordnet, Aktionsprinzipien entwickelt (z.B. Integration der Wildschweine) und Listen mit geeigneten Pflanzen zusammengestellt (Bäume, Sträucher, Stauden).
Bis Ende des Jahres wurden 10 gespendete Bäume und einige Sträucher gepflanzt, vor allem im Rahmen eines kleinen Baumpflanzkurses am 15.12.:
- 5 Apfelbäume (3 Hochstämme + 1 Halbstamm + 1 aus Sämling),
- 2 Maulbeeren (1 Heister + 1 Busch),
- einen Birnbaum (Hochstamm),
- eine Quitte (Halbstamm),
- ein Speierling (Hochstamm) und
- eine noch unveredelte Kirsche (aus Sämling),
- eine Kornelkirsche (großfrüchtige Sorte),
- ein Sanddorn (weiblich),
- mehrere Hasel sowie in der Brombeerhecke an der Bachböschung
- eine Esskastanie.
Eine erste Mahd soll Anfang 2012 (Februar/März) vor der Wuchsperiode stattfinden, um Tieren, z.B. Insekten und Vögeln, bessere Möglichkeiten zur Überwinterung zu geben (als Schutz und Nahrung), besonders an hochwüchsigen Stellen. Eine flächige Mahd ist voraussichtlich erst im Sommer erforderlich.
Zeigerpflanzen
Insgesamt war auf dem Grundstück die Spontanvegetation gering im Vergleich zu den ausgesäten Arten. Die Melde deutet auf die vorangegangene Bodenbearbeitung im Frühjahr (Pflügen) hin.
Der Vogelknöterich ist eine Zeigerpflanze für Bodenverdichtung. Wir wollen ausprobieren, ob eine Bodenauflockerung durch Aussaat von Tiefwurzlern (z.B. Meerrettich) von den Wildschweinen durch vorzeitige Ernte unterstützt wird. Verschiedene stickstoffliebende Pflanzen wie Brennnessel und Ampfer zeigen, dass eine Gründüngung nicht erforderlich ist, wohl auch dank der Wildschweine.
Wir haben zwei Tafeln aufgehängt (auf beiden Seiten des Grundstücks), die auf die Permakultur-Nutzung hinweisen und auf denen aktuelle Termine angeschlagen werden.
In der Gruppe sind 8-12 Personen dauerhaft aktiv. Bei Einzelaktionen kommen immer wieder verschiedene Interessierte dazu.